
Was sind dynamische Stromtarife?
Dynamische Stromtarife sind Stromverträge, bei denen sich der Preis für Strom stündlich ändert – je nachdem, wie viel Strom gerade verfügbar ist und wie hoch die Nachfrage ist. Der Strompreis orientiert sich dabei direkt an den Börsenpreisen. Das bedeutet: Wer seinen Stromverbrauch flexibel anpasst, kann von niedrigen Preisen profitieren.
Dynamische Stromtarife – wie funktioniert das?
Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet voran und ist eine gute Nachricht für Umwelt und Gesellschaft. 2024 wurden bereits 58,8 Prozent der Nettostromerzeugung in Deutschland durch erneuerbare Energien abgedeckt. Das entspricht einem Anteil von 55,2 Prozent an der Netzlast. Der Anteil der erneuerbaren Energien steigt kontinuierlich. Ziel sind 80 Prozent bis 2030.
Der Anteil von Wind und insbesondere von Solar ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Während 2019 noch 44,3 TWh der Nettostromerzeugung aus solarer Energie gewonnen wurden, waren es 2024 bereits 72,6 TWh.
Diese Entwicklung ist zwar positiv für die Umwelt, bringt jedoch Veränderungen auf dem Strommarkt mit sich. Gleichzeitig steigt der Verbrauch durch die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und anderen stromintensiven Anwendungen.
Dynamische Stromtarife reagieren auf diese Entwicklung, indem sie den Strompreis an die aktuelle Marktlage koppeln. Da die Erzeugung von Strom durch Wind und Solar aber sehr volatil erfolgt und eher selten mit den Verbrauchszeiten zusammenfällt, gibt es an der Strombörse erhebliche Preisschwankungen. An der Strombörse EPEX wird der Day-Ahead-Preis täglich bis 12 Uhr für den Folgetag gehandelt.
Die folgende Grafik zeigt, dass der Preis immer dann besonders niedrig ist, wenn sehr viel erneuerbare Energie, insbesondere durch Wind und Solar, erzeugt wird - ein idealer Zeitpunkt, um mithilfe dynamischer Stromtarife Stromkosten zu sparen.
In Zeiten von hoher Erzeugung und wenig Verbrauch fällt der Day-Ahead-Preis enorm. 2024 wurden bereits 457 Stunden mit negativem Strompreis verzeichnet. Dynamische Stromtarife haben das Ziel, Verbraucher zu motivieren, ihren Verbrauch in Zeiten hoher Erzeugung zu verschieben.
Wie setzt sich der Strompreis zusammen?
Dynamische Stromtarife bieten Potential, den eigenen Strompreis zu senken. Insbesondere wenn große Verbraucher, z.B. E-Auto, Heizstab oder auch nur die Waschmaschine oder der Geschirrspüler in Zeiten niedrigen Strompreises geladen oder betrieben werden können.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Seit 01.01.25 müssen Energieversorgungsunternehmen (EVU) mit mehr als 100.000 Kunden einen dynamischen Stromtarif anbieten. Bei diesen Tarifen ändert sich der Arbeitspreis stündlich. Es bedarf also einer kontinuierlichen Übertragung der Verbrauchsdaten an das EVU, um eine Abrechnung zu ermöglichen.
Die Übertragung der Verbrauchs- und ggf. Erzeugungsdaten erfolgt in der Regel durch ein Smartmeter. Ein Smartmeter ist ein digitaler Stromzähler mit einem zusätzlichen Kommunikationsmodul. Dieses stellt die Schnittstelle zwischen Kunde und Netzbetreiber her.
Der Einbau erfolgt durch den Verteilnetzbetreiber. Achtung: Der freiwillige Einbau ist kostenpflichtig. Außerdem werden höhere Kosten für den Zähler und zusätzlich für die Steuerbox verursacht.
Das Smartmeterrollout sieht für 2025 vor, dass mindestens 20 Prozent der Verbraucher mit einem Verbrauch von 6000 bis 100.000 kWh im Jahr bzw. Betreiber von Erzeugungsanlagen (Photovoltaik) ab 7 kWp bis 100 kWp mit einem Smartmeter auszustatten. In diesem Fall fallen für den Einbau keine Kosten an.
Dynamische Stromtarife haben in der Regel sehr kurze Laufzeiten bzw. Kündigungsfristen. Aufgrund des Smartmeters ist ein Zählerablesen oder eine Abschlagszahlung nicht erforderlich. Es wird eine monatliche Rechnung erstellt.
Dynamische Stromtarife mit Speicher nutzen
Durch die Nutzung von Speichern in Kombination mit dynamischen Stromtarifen lässt sich der Einspareffekt deutlich erhöhen. Der Speicher kann zu Zeiten günstiger Strompreise aus dem Netz geladen und in Zeiten hoher Preise genutzt werden. Das Solarpaket 1 von 2024 macht das Beladen aus dem Netz möglich.
Ein intelligentes Energiemanagement-System, z.B. von Heckert Solar, entscheidet anhand von Verbrauchs- und Erzeugungsdaten sowie dem prognostizierten Day-Ahead-Preis, ob der Verbrauch verzögert oder Strom aus dem Netz in den Speicher geladen wird – eine optimale Ergänzung für alle, die dynamische Stromtarife effektiv nutzen möchten.
Das Beispiel zeigt, dass das System nachts, wenn der Strompreis relativ niedrig ist, die Entladung des Speichers verzögert. Die KI erkennt, dass Verbrauch und Preis in den Morgenstunden steigen. Um die Preisspitzen in den Morgenstunden zu umgehen, wird nachts Strom zum günstigen Preis aus dem Netz bezogen. Der Speicher deckt dann den Bedarf bei hohem Preis (siehe schwarze Balken).
Das System erkennt auch, dass die Erzeugung nicht ausreicht, um den Speicher für die Nacht zu füllen. Es belädt zum günstigen Preis um 15 Uhr aus dem Netz (siehe blaue Balken).
Der Abgleich durch das intelligente System erfolgt viertelstündlich. So kann auf Veränderungen von Verbrauch oder Erzeugung schnell reagiert werden.
Wichtig: Bei EEG-Anlagen ist das Einspeisen aus dem Speicher ins Netz nicht zulässig.
Bei Gewerbespeichern außerhalb des EEG kann die Nutzung dynamischer Stromtarife sogar eine Einnahmequelle darstellen. Strom wird zu Zeiten niedriger Preise eingekauft und gespeichert. Zu Zeiten hoher Preise wird er verkauft und ins Netz abgegeben. Die Differenz kann durchaus mehr als 15 Cent/kWh betragen.
Fazit
Durch dynamische Stromtarife profitieren Verbraucher von niedrigen Börsenpreisen und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende.
Besonders effektiv lassen sich die Preisunterschiede nutzen, wenn flexibel steuerbare Großverbraucher oder ein Speicher mit intelligentem Energiemanagementsystem zur Verfügung stehen.
Voraussetzung ist ein intelligenter Stromzähler, der Verbrauch und ggf. Erzeugung an das jeweilige EVU übermittelt, sodass die Abrechnung stündlich erfolgen kann. Das Risiko besteht darin, dass kurzzeitig auch sehr hohe Preise anfallen können.
Sie sind unsicher, wie Sie von dynamischen Strompreisen am besten profitieren können? Wir beraten Sie gern – auch zur Auswahl passender Geräte.